2018
Oct 
16

Rede auf der Anti-AfD-Demo am 21. Juni 2018

Filed under: Texte — OAT Dorfen @ 19:53  

17 Uhr, Montagabend, irgendow in Deutschland. Der Mann kommt wie jeden Abend nach Hause, seine Jacke wird ihm abgenommen und er setzt sich an den Esstisch. Dort steht bereits das Abendessen, welches seit 2 Stunden nur für ihn vorbereitet wurde. Die Kinder sitzen auch bereits am Tische. Dann wird gegessen. Als alle Fertig gegessen haben, setzt er sich vor den Fernseher und schaut mit seinem Sohn Fußball. Währenddessen gehen seine Frau und seine Tochter ihren Pflichten als Frauen nach und reichen dem Mann Bier während sie den Abwach machen und auf neue Wünsche der Männer im Haus warten. Wenn gerade keine neuen Anweisungen gegeben werden und die Wäsche und alle anderen haushaltsaufgaben erledigt sind, dürfen die Frauen sich ebenfalls vor den Fernseher sitzten. Dabei haben sie aber immer ruhig zu sein oder dem Mann in seiner Analyse des Weltgeschehens zuszustimmen.

Was sich anhört wie eine Persilwerbung aus den 1950er Jahren ist leider die Gesellschaft, welche sich die AfD vorstellt. Tief durchzogen von konservativen Antifeministischen Positionen will die AfD alle Errungenschaften der Frauenbewegung zunichte machen. Sie will nicht, dass Frauen unabhängig sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen. Denn solche Frauen sind eine Bedrohung für die AfD. Starke unabhängige Frauen, welche nicht als Gebärmaschinen für neue Deutsche Ottos und Annikas fungieren wollen.

Aber von vorne: Würde es für die AfD ok sein wenn statt dem Mann, die Frau nach Hause kommt, sich Fußball anschaut und bedient wird? Nein! Denn für die AfD ist der Mann das Oberhaupt der Familie und wird dadurch der Lebensmittelpunkt seiner Frau. Sie soll sich Wie vor 50 Jahren um Kinder, Haushalt und ihren Mann kümmern.

Viele denken jetzt wahrscheinlich, dass Feminismus nicht mehr gebraucht wird. Das er überfällig ist und seine Daseinsberechtigung verloren hat. Dem widersprechen wir. Schon allein die antifeministschen Forderungen von Parteen wie der AfD zeigen, was für ein Kampf immenroch vor uns liegt. Aber auch abgesehen von, zum Glück noch nicht umgesetzten Fordeungen der AfD, sind wir von einer gleichberechtigten Gesellschaft weit entfernt. Auch heutzutage gibt es immernoch Dinge die als Normal angesehen werden obwohl sie sexistische Stereotype am Leben erhalten und oder verstärken. Daran ist klar zu erkennen wie wichtig es ist sich für eine gleichberechtigte und diskrimnierungsfreie Gesellschaft einzusetzen. In diesem Kampf spielt der Feminismus eine tragende Rolle.

Feminismus kämpft nicht nur für die Rechte von Frauen. Feminismus setzt sich auch für alle anderen Menschen ein. Vor allem auch für die, die nicht zur zweigeschlechtlichen, von Rollenklischees durchzogenen Gesellschaft gehören. So müssen in dieser Gesellschaft Männer immer die Starken und unverletzbaren sein, während Frauen immer emotional überreagieren und sowieso keine Ahnung von den angeblich männlichen Themen haben. Aber was wenn ein Mann nicht stark sein will. Wenn er weinen will. Dann ist er verweichlicht, bekommt Kommentare zu hören, wie weiblich er ist und wird nicht ernst genommen. Wenn Frauen sich für ihre Rechte einsetzen, stark und rational argumentieren werden sie durch sexistische Kommentare über ihr Äußeres versucht ruhig zu stellen.

Und wo wir gerade bei sexistischen Kommentare sind. Wenn ein Mensch dem gesellschaftlichen Vorraussetzungen, wie eine Frau zu sein hat entspricht, ist schon das Erstellen eines Onlineprofils Grund genug für einige diesem Menschen sexualisierte Kommentar über das Äußere zu senden. Aber auch in der Welt ausserhalb des Internets wird Sexismus verbereitet. Frauen sind dabei nie Menschen mit Persönlichkeiten. Sie werden als Objekte angesehen und auf ihr Aussehen reduziert. Sie dienen dazu neue Produkte zu verkaufen oder als hübsches Accesoir für Männer herzuhalten. Kurz gesagt: Sie werden nicht als selbstständig denkende Individuen angesehen.

Neben dem alltäglichen Sexismus von dem jeder Mensch betroffen ist, ist auch der Staat nicht Frei von strukturellem Sexismus. Das Thema Abtreibung ist hierbei nur ein Beispiel. Nicht nur dürfen Frauenärzt_innen nicht darüber informieren, dass sie Schwangerschaftsabbrüche vornehmen. Auch das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen ist in Paragraph 218 Strafgesetzbuch verankert. Eine Abtreibung ist dadurch faktisch Immernoch eine Straftat. Nur unter gewissen Umständen, die Schwangere Menschen unter extremen emotionalen und gesellschaftlichen Druck setzen, sind Abtreibungen straffrei.

Das waren nur wenige Beispiele die klar machen, welche Rolle Feminismus auch heute noch spielt und wie weit wir von einer Gesellschaft, die unseren Vorstellungen entspricht entfernt sind. Die Vorstellung von einer Welt, in der sich alle nach ihren Wünschen und Vorstellungen entwicklen können, ohne auf Grund ihres Geschlechts, sexueller Orientierung oder anderen Kategorien eingeschränkt zu sein. Eine Gesellschaft in der eine Gleichberechtigung Geschlechterunabhängig ist und in der kein Geschlecht eine gesellschaftliche Zwangsrolle einnehmen muss.

Wir sind heute hier um gegen die AfD und ihre Veranstaltung in Dorfen zu protestieren. Ihre Vorstellung zu Geschlechterrollen ist nur ein Punkt von vielen.

Was wäre wenn die die Anfangs beschriebene Familie aus zwei Frauen mit Kindern bestehen würde? Das Beispiel beschreibt nicht nur die Vorstellungen der Position von Frauen in Familien. Es zeigt auch das angestrebte konservative, patriachale und antifeministische Familienbild der AfD, welches unseren Vorstellungen einer Welt in der alle Menschen gleichberechtigt sind entgegen steht. Eine Familie kann nicht auf eine Mann-Frau-Kind Konstellation reduziert werden. Es gibt unterschiedlichste Vorstellungen von Familie. Das Wichtigste dabei sollte sein, dass sich alle daran Beteiligten wohl fühlen und die Gesellschaft die gewählte Form akzeptiert.

Wir könnten hier noch Stunden stehen und erläutern warum alle Punkte der rassistsichen, homophoben, sexstischen, nationalistischen, kurz menschenfeindlichen Politik der AfD unseren Zielen entgegenstehen. Unerwähnt blieben hier die rassistischen Kernelemente ihrer Politik, die sich auf jeder Seite ihres Wahlprogramms wiederfinden. Wir werden weiter für unsere Vorstellungen auf die Straße gehen. Wir werden weiter für eine Welt kämpfen, in der Menschen keine Nachteile auf Grund ihres Geschlechts, der sexuellen Orientierung, Herkunft oder anderen Diskriminierungskategorien erfahren. Für eine Welt in der es jedem Menschen möglich ist frei über ihr Leben zu entscheiden.

MAKE FEMINISM A THREAT AGAIN!!!!

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